Linse muss bleiben!

Solidaritätserklärung mit dem Jugendclub Linse

Kinderarmut ist ein vordringliches Problem im Bezirk

In Berlin gibt es immer mehr Kinder und Jugendliche, die von Armut betroffen sind. In Berlin-Lichtenberg leben derzeit mehr als 13.000 von Armut betroffene Kinder und Jugendliche. Schon im Jahr 2019 hat der Bezirk mit der Lichtenberger Erklärung eine Strategie zur Bekämpfung von Kinderarmut in Aussicht gestellt.[1] Unter anderem wurde eine Stärkung kostenfreier Angebote und der qualifizierten öffentlichen Infrastruktur und Vernetzung vereinbart. Das sich verschärfende Problem für die Kinder, Jugendlichen und Familien war zudem Gegenstand von inzwischen drei Kinderarmutskonferenzen des Bezirks. Die letzte hat erst am 13. September 2023 stattgefunden. Die Linke Bezirksstadträtin für Jugend, Familie und Gesundheit Frau Camilla Schuler hat auf dieser Konferenz deutlich gemacht, dass immer mehr Familien im Bezirk unter  prekären finanziellen Verhältnissen leiden.[2] Abhilfemaßnahmen sind dringend erforderlich. Besonders wichtig für von Armut betroffene Kinder und Jugendliche sind gute und sichere Orte, die sie kostenfrei nutzen können. Dies stärkt die soziale Einbindung und kulturelle Teilhabe. Solche Räume sind ein existentiell wichtiger Bestandteil einer Strategie gegen den sozialen Ausschluss und für eine glückliche Kindheit. Die Folgen sind langfristig: Wer in der Kindheit Teilhabe erlebt, ist auch für das Erwachsensein gestärkt.[3]

Die Linse ist ein wichtiger Ort für soziale und kulturelle Teilhabe

Ein solcher Freiraum für Kinder und Jugendliche ist das Jugendzentrum Linse an der Parkaue in Berlin-Lichtenberg. Das Jugendzentrum bietet Kindern und Jugendlichen im Bezirk bislang vielfältige Möglichkeiten:

„Im offenen Bereich sind alle willkommen, die einen Ort zum Abhängen, Quatschen, Spielen und Ausruhen suchen. Jeden Montag und Freitag ist dieser für euch geöffnet. An den anderen Tagen finden hauptsächlich die kulturellen Bildungsangebote in unseren Werkstätten, im Atelier, in der Siebdruckwerkstatt, im Computerraum und in den Bandproberäumen sowie im Konzertsaal statt. Wir bieten verschiedene Workshops für Jugendliche an. Dazu gehören z. B. Graffitikurse, Schlagzeug- und Gitarrenunterricht, Siebdruckworkshops, und vieles mehr. Außerdem veranstalten wir Konzerte, Aufführungen und andere große Events. Jugendliche haben dabei die Möglichkeit sich in alle Bereiche der Organisation und Durchführung einzubringen. Auch die Veranstaltungstechnik steht dabei im Fokus. Unsere Ton- und Lichttechniker geben einen Einblick in ihre Arbeit und lehren euch den Umgang mit dem Mischpult.“[4]

Die Linse muss als Ort für kulturelle und soziale Teilhabe der Kinder und Jugendlichen im Bezirk langfristig erhalten bleiben.

Die Linse ist geschlossen worden

Doch seit dem 1. Januar 2024 ist die Linse geschlossen. Der Träger SozDia war nach eigener Aussage aufgrund der Inflation von Mehrkosten von 6,5 Prozent betroffen. Der Jugendhilfeausschuss hat am 7. November 2023 jedoch nur eine Etaterhöhung von 1 Prozent beschlossen, so dass es nach Angaben des Trägers zu Finanzierungslücken gekommen ist. Der Träger könne drei Jungendzentren nicht weiter betreiben, darunter auch die Linse. Die Linse sei zur Schließung ausgewählt worden, da das Areal umgebaut wird und der Zugang zum Jugendzentrum für drei Jahre ohnehin nicht möglich gewesen sei.[5] Dem Träger wird vorgeworfen, sich von Profitorientierung leiten zu lassen. Ein zivilgesellschaftliches Solidaritätsnetzwerk setzt sich für den Erhalt des Jugendzentrums ein und hat mehrfach Kundgebungen gegen die Schließung organisiert. Weder der Träger noch der Bezirk würden sich hinreichend für den Erhalt des Jugendzentrums einsetzen, so die Meinung der Aktivist:innen. Am 13. Dezember 2023 fand ein Runder Tisch statt. Neuer Träger soll das Kollektiv des Jugendzentrums Potse sein.[6] Wunsch der Nutzer:innen der Linse ist es, schon während der Sanierung die Räume wieder für Kinder und Jugendliche nutzen zu können.

Solidarität mit der Linse

Die LAG Kinderarmut solidarisiert sich mit den Nutzer:innen, den Kindern und Jugendlichen aus der Linse. Die Linse muss bleiben! Sie ist ein nicht wegzudenkender Ort für die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen. Das Solidaritätsnetzwerk hat mit dem Kollektiv der Potse einen neuen Träger gefunden, der bereit ist, die Linse weiterzuführen. Wir fordern den Bezirk dazu auf, diesen Prozess politisch und finanziell zu unterstützen. Auch drei Jahre Unterbrechung sind zu lang. Die Linse muss langfristig und dauerhaft gesichert werden!

 


[1]www.berlin.de/ba-lichtenberg/auf-einen-blick/buergerservice/familie/107-2019-2-ba-vorlage_kinderarmut-anlage-konzept.pdf

[2]www.berlin.de/ba-lichtenberg/aktuelles/pressemitteilungen/2023/pressemitteilung.1365918.php

[3]https://www.berlin.de/sen/jugend/jugend-und-familienpolitik/familienpolitik/kinder-und-familienarmut/lk_bericht_klein_23072021_3.pdf S. 40ff.

[4]www.sozdia.de/taetigkeitsbereiche/kinder-und-jugendklubs/linse/ueber-uns

[5]www.tagesspiegel.de/berlin/bezirke/nicht-profitgesteuert-jugendclub-trager-in-berlin-wehrt-sich-gegen-vorwurfe-10776088.html

[6]www.nd-aktuell.de/artikel/1178646.sozialkuerzungen-berliner-jugendkultur-hoffnung-fuer-die-linse.html