Unsägliches Russlandbild

4. Parteitag, 4. Tagung
Parteitag

Rede von Stephan Jegielka


[ Manuskript – es gilt das gesprochene Wort

 

Liebe Genossinnen, liebe Genossen

ich möchte etwas zu den in den letzten Wochen in den bürgerlichen Medien vermittelten unsäglichen Russlandbild sagen was nicht zuletzt auch mit der Geschichte Berlins zusammenhängt. Im Kontext der Vorgänge in der Ukraine brach über uns auch eine massive antirussische Propaganda herein die an die dunkelste Zeiten unserer Geschichte erinnert. So ist für die FAZ das »postsowjetische Russland« eine einzige »korrupte, durchkriminalisierte Rohstoffökonomie.« So ein Land könne nur mit Brutalität zusammengehalten werden. Die Russen die laut FAZ in ihrer Geschichte sowieso nur auf der Flucht vor ihrer Obrigkeit waren habe daher eine Staatsmacht mit der »Neigung, ihre Untertanen zu gängeln, auszuquetschen, zu vergewaltigen.« So einem Land spricht die FAZ natürlich jegliche Zivilisation ab. Russland habe demnach »das Klassenziel der entwickelten Länder nicht erreicht, im 21. Jahrhundert mit einem zivil verfassten Staat dazustehen«. Es ist schon bemerkenswert so etwas in einer einflußreichen Tageszeitung eines Landes zu lesen, das im 20 Jhrd. nicht nur ganz Europa in beispiellose Verbrechen, Brutalität und Barbarei stieß, sondern eben auch von diesem von der FAZ verunglimpften »Russland« von sich selbst befreit werden mußte. Die FAZ scheint in diesem Kontext vergessen zu haben was wir in unserem Leitantrag formuliert haben das: »Berlin ein Symbol für die von den Nazis begangenen unfassbaren Verbrechen« bleibt.

Ich will daran erinnern. Von Berlins großen Bühnenhäusern lagen im Mai 1945 die Staatsoper Unter den Linden, das Metropoltheater in Mitte ,das Gebäude des Deutschen Opernhauses in Charlottenburg und das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt in Schutt und Asche. Andere Theater waren durch Bomben und Straßenkämpfe beschädigt. Doch schon kurz nach Kriegsende konnten unter maßgeblicher Hilfe der Roten Armee einige Häuser wieder öffnen. Kultur war den Befreiern offensichtlich ein wichtiges Gut .

Unvergessen bleibt das Konzert des russischen Sängers Viktor Nikitin im Sommer 1948 vor den Trümmern des Schauspielhauses am Berliner Gendarmenmarkt. Er sang nicht nur »Kalinka«, sondern auch das beliebte deutsche Volkslied »Im schönsten Wiesengrunde«. 20.000 Berliner waren damals tief bewegt von dieser kulturellen Brücke die der ehemalige erbitterte Kriegsgegner zu ihnen schlug. Ich denke wir sollten gerade als Linke daran arbeiten das dieses eben dieses Russlandbild erhalten bleibt.

Abschließend möchte ich noch sagen das ich gegen Antrag der Bundesregierung für den Marineeinsatz im Mittelmeer bin.