Netzpolitische Einschätzung des Koalitionsvertrags
Als LAG Netzpolitik haben wir uns den neuen Koalitionsvertrag für das Berliner Abgeordnetenhaus angeschaut und schätzen diesen aus digitalpolitischer Sicht wie folgt ein:
Positives:
- Public Money, Public Code ist sinngemäß verankert
- OpenSource-Fund für Entwickler-Communities
- ITDZ soll zum kundenorientierten, kompetenten Dienstleister umgebaut werden
- Stadtportal Berlin.de wird in Angriff genommen
- Reparaturcafes gefördert (bleibt aber völlig unklar, wie)
- DigiS Berlin soll weiterfinanziert werden (es fehlt aber Aussage zu langfristiger Finanzierung)
- Transparenzgesetz noch 2022 (Umsetzungsfristen sind aber wenig ambitioniert)
- Funkzellentransparenzsystem soll in Regelbetrieb überführt werden
- Servicestelle "Datenschutzberatung"
- LfDI soll personenbezogene Datenverarbeitung beim LfV überprüfen -> negativ: keine Verbindlichkeiten festgelegt
- Open Data-Beauftragte + Chief Data Scientists "in den Verwaltungen" (jedoch unklar wie Kompetenz, Personal und Weisungsbefugnisse festgelegt sind).
Negatives:
- Chief Digital Officer (CDO) ist SPD und bei Inneres angesiedelt --> fraglich ob sich die bisherigen strukturellen Probleme lösen lassen
- Mobile Videoüberwachung ist drin (das zu Recht kritisierte Konzept der "kriminalitätsbelasteten Orte" wird damit weiter manifestiert)
- FOSS-Strategie nicht klar erkennbar, fällt weit hinter Beschlüsse in Schleswig-Holstein zurück
- Finanzierungsvorbehalt: Außerhalb der Pandemie-Kredite ist Sparpolitik fest verankert
- Ansage gegen Staatstrojaner und pro informationelle Selbstbestimmung fehlt
- es fehlen Aussagen zur Einbindung privater Akteure in OpenData/offene Schnittstelle-Projekte (z.B. beim Thema Mobilitätsdaten und Fahrzeugsharingmarkt)
- Qualifizierung von Stadtteilzentren zu Treff/Beratung/Nutzung von/für FOSS-Anwendungen fehlt
- Verbot zur Nutzung von Schwachstellen fehlt ebenso wie die verpflichtende Meldung an Betroffene (Unternehmen/Behörden/ BSI)
- wer besitzt Vorschlagsrecht f. LfDI? Wird Art. 53 DSGVO berücksichtigt?
- Auditierung der Verwaltung fehlt (z.B. im Bereich Nachrichtendienste)
- keine Personalaufstockung bei der Berliner Beauftragten für Datenschutz und Informationssicherheit
- keine konkret benannte Open-Data-Pflicht für Mobilitätsdienstleistungen mit international üblichen Standards (GBFS/MDS)
- Unklar, nach welchem Standard Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt werden