Open Source konsequent: Windows 11 und Microsoft 365 verhindern!

Sven Thomsen, CIO Schleswig Holsteins, präsentierte uns das beeindruckende Vorankommen des Landes in der Befreiung von proprietärer Software. Sogar für die Loslösung von Microsoft einschließlich Windows gibt es einen klaren Fahrplan, der den Ausstieg bis spätestens 2026 in klar geplanten Etappen vorsieht. In dieser Entschlossenheit bei gleichzeitigem Sachverstand gebührt dem Land unsere höchste Anerkennung.

Da Microsoft seine Produkte immer stärker an deren Betrieb koppelt, wird deren Nutzung für die öffentliche Hand endgültig unvertretbar. Die Ablösung vieler Dienste wird durch die sogenannte PhoenixSuite erfolgen - eine von Dataport in Auftrag entwickelte Plattform für Web- und mobile Applikationen, die von Informationsmanagement über Datenspeicher bis hin zu Jitsi (Videoconferencing) und Matrix (Messaging) reichen.

In Berlin sollten nun alle Anstrengungen unternommen werden, die Entwicklung der PhoenixSuite ebenfalls zu fördern und deren Implementierung vorzubereiten, um auch hier die Einführung von Windows 11 und Microsoft 365 zu stoppen/verhindern. Dies ist ein langfristiger Strategiewechsel, der jedoch inzwischen keinen Aufschub mehr duldet. Das „Zentrum für Digitale Souveränität“ (ZenDiS) wird bei der bundesweiten Koordinierung von zentraler Bedeutung sein. Wir sehen auch keinen Widerspruch zur notwendigen Digitalisierung und Zentralisierung der Berliner Verwaltungsabläufe, im Gegenteil: Für zu digitalisierende Prozesse spielt es keine Rolle, ob proprietäre oder freie Software genutzt wird. Umgewöhnung auf neue proprietäre Software wie bestimmte Videokonferenz-Apps haben Mitarbeiter:innen der Verwaltung schon bewältigt, und ob nun bald eine Umstellung auf Windows 11 oder aber ein freies, linuxbasiertes OS erfolgt, dürfte kaum einen Unterschied mit Blick auf die Compliance machen. Allerdings muss ausreichend Personal und Schulungsangebot bereitgestellt werden, um eine reibungslose Digitalisierung und Erarbeitung praxisgerechter Software sicherzustellen. Auch der Wechsel von MS Office auf Libre Office erfordert eine aktive Begleitung/Schulung der Anwender:innen.

Vordergründig notwendig ist diese grundsätzliche Umstellung zur Wahrung/Wiederherstellung der digitalen Unabhängigkeit (auch als "digitale Souveränität" bezeichnet). Jedoch erfolgt mit diesem Paradigmenwechsel auch eine Demokratisierung: Die Stadt und damit indirekt alle ihrer Bewohner:innen gewinnen die Gestaltungshoheit über die digitalen Lösungen zurück. Weiterhin verbindet sich damit ein Prozess der Entkapitalisierung durch verstärkte Nutzung von OpenSource-Software und die direkte Bindung an die Dienstleistungsfunktionen, sodass die Generierung von Profiten etwa durch Sammlung von Nutzer:innendaten und Lizenzeinnahmen entfällt. Kurz - eine Digitalisierung erfolgt, die den tatsächlichen Bedürfnissen der Menschen der Stadt dient.