Jorinde Schulz

Kandidatur für den Landesvorstand

Liebe Genoss*innen,

hiermit kandidiere ich für den Landesvorstand der LINKEN Berlin. Ich möchte dazu beitragen, unsere Partei als scharfe Gegnerin von autoritärer, rassistischer Law-and-Order-Politik und dem damit verbundenen korruptem Ausverkauf der Stadt zu profilieren. Außerdem möchte ich auf der Grundlage gemeinsamer Erfahrungen konkrete Vorhaben entwickeln, die Leuten Lust darauf machen, gemeinsam mit uns für eine menschenfreundliche und antirassistische Stadt zu kämpfen.

Mit dem unheilvollen neuen Regierungsduo aus CDU und SPD verschärfen sich Tendenzen, die seit Jahren ihre Schneisen der Verwüstung durch das städtische Zusammenleben schlagen: Austerität in der Daseinsvorsorge und das Vorantreiben von Privatisierung bei einer gleichzeitigen Verschärfung der strafenden und repressiven Momente von Staatlichkeit. Als Linke haben wir uns immer dagegen gestellt. Dieser neoliberalen Stadt-Dystopie setzen wir eine andere Vision entgegen: Wir wollen Wohnen, Wasser, Bildung, Mobilität und Gesundheit für alle – das heißt in öffentlicher Hand, allgemein zugänglich, demokratisch verwaltet und mit guten Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. Wir brauchen keine Aufrüstung der Polizei, um unsere Kieze sicher zu machen, sondern Entfaltungs- und Mitgestaltungsmöglichkeiten für alle. Nur die Wiederaneignung und Demokratisierung von Gemeingütern und der Arbeit für diese wird es ermöglichen, Gemeinwohl und Klimaschutz zu fördern statt zerstörerische Profitinteressen zu bedienen.

Viele von uns haben sich in den letzten Jahren auf verschiedenen Ebenen in diesen Kämpfen engagiert – sei es für Vergesellschaftung von Wohnraum, gegen die Privatisierung öffentlicher Infrastrukturen, gegen rassistische Hetzkampagnen und Racial Profiling, für Bildungsgerechtigkeit oder bessere Arbeit im Krankenhaus. Unsere Partei lebt davon, dass Mitglieder sich aktiv einbringen. Das Herzstück Basisarbeit funktioniert dabei in Allianzen und gemeinsamen Aktionen mit (außerparlamentarischen) politischen Gruppen wie städtischen Gemeinschaften. Ich denke, dass wir in den nächsten Jahren unsere Bündnisarbeit stärken – das heißt Vertrauen wieder- und weiteraufbauen – und gezielt Angebote entwickeln müssen, um in allen Stadtteilen eine aktive Basis und solidarische Milieus zu fördern, sei es über politische Kampagnen, tatkräftige Unterstützung und Beratung, Stadtteilfeste oder Bildungs- und Kulturveranstaltungen.

Um Leute zu uns zu bringen, ist es dabei unabdingbar, dass wir die Probleme aufarbeiten, die vielen von uns in den letzten Jahren die Arbeit in der Partei vermiest oder gar unerträglich gemacht haben. Die #metoo-Fälle haben deutlich gezeigt, dass wir ein strukturelles Problem mit Sexismus, Rassismus und Machtmissbrauch haben.  Das – notwendige – Austragen von Konflikten ist allzu häufig von Klüngeleien oder dem Niedertrampeln und Einschüchtern politischer Gegner*innen verbunden. Intransparente Entscheidungsprozesse und bürokratische Routinen machen es neuen Mitgliedern oder Interessierten schwer, durchzublicken. Solange wir diese toxischen Gewohnheiten und hierarchischen Verhältnisse nicht angehen, sind wir weder als politisches Zuhause noch als Verbündete glaubwürdig und attraktiv. Schaffen wir es aber, besser miteinander umzugehen, gewinnen wir neue Kraft und Motivation für unsere Kämpfe und Strahlkraft nach außen.

Dafür würde ich mich gerne zukünftig im Landesvorstand einsetzen. Ich kandidiere mit der Unterstützung des Bezirksvorstands Neukölln und würde mich sehr freuen, auch euer Vertrauen zu gewinnen.

 

Ein paar Worte zu mir:

Seit 2011 lebe ich in Berlin, aufgewachsen bin ich in Norddeutschland und Dänemark. Ich habe Musik, Philosophie und Politikwissenschaften studiert, danach unter anderem bei einer Casting-Agentur, bei der Neuköllner BVV-Linksfraktion, freiberuflich im Kulturbereich und im Neuköllner LINKE-Wahlkreisbüro gearbeitet. Aktuell bin ich in einer Berliner Anti-Privatisierungs-Organisation beschäftigt. Ich bin Co-Autorin des Buchs „Die Clubmaschine“ und Mitherausgeberin des Sammelbands „Generalverdacht. Wie mit dem Mythos Clankriminalität Politik gemacht wird“, der im Herbst erscheint.

Bei den Wahlen zu Berliner Abgeordnetenhaus 2021 war ich Direktkandidatin der LINKEN Neukölln im Wahlkreis 2. Durch einen schwungvollen Wahlkampf mit den Genoss*innen gelang es, das beste Erststimmenergebnis für DIE LINKE in ganz Berlin zu erreichen. Bei den Wiederholungswahlen in diesem Jahr konnten wir das noch verbessern, auch wenn es für ein Direktmandat knapp nicht reichte.

Als Mitglied der Neuköllner Initiative Kein Generalverdacht setze ich mich gegen Stigmatisierung und Schikane im Rahmen der rassistischen Hetzkampagne rund um die „Clankriminalität“ ein, als Teil des Bündnisses „Eine S-Bahn für alle“ kämpfe ich gegen die Privatisierung der Berliner S-Bahn. Gemeinsam mit anderen arbeite ich in Neukölln für den Aufbau einer Vertrauensgruppe für Betroffene von Sexismus und sexualisierter Gewalt.