Raus aus dem Mangel! Kurz- und mittelfristige Maßnahmen ge-gen den Lehrkräftemangel
Beschluss 6 / 1 / 9
DIE LINKE. Berlin setzt sich für zielführende kurz- und mittelfristige Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel ein und verwehrt sich gegen alle Vorschläge, die zu Mehrbelastungen für die bereits an Berliner Schulen tätigen Kolleg*innen führen. Abstriche beim vorzeitigen Ruhestandseintritt und die Einschränkung von Teilzeitregelungen lehnt sie ebenso ab wie eine Erhöhung von Klassenfrequenzen oder des Lehrdeputats.
Neben der Erhöhung der Ausbildungskapazitäten und der Verbesserung der Arbeitsbedingungen an den Schulen gilt es stattdessen auch die Anstrengungen bei der Lehrkräftegewinnung zu intensivieren. Im Einzelnen fordert DIE LINKE. Berlin.
- Lehrkräfte mit einem Unterrichtsfach einstellen
- Das Land Berlin muss auch Personen mit wissenschaftlicher Ausbildung in nur einem Fach der Berliner Schule ermöglichen, nach entsprechender pädagogischer Weiterqualifizierung als Lehr¬kräfte mit einem Unterrichtsfach an Berlin Schulen tätig zu sein. Dies ist als Ergänzung, nicht als Ersatz zur grundständigen Lehramtsausbildung zu sehen.
- Die pädagogische Weiterqualifizierung erfolgt im Rahmen des regulären Quereinstiegs oder den bereits bestehenden Q-Masterstudiengängen der Berliner Hochschulen.
- Es müssen entsprechende Laufbahnen für diese Personengruppe geschaffen werden.
- Falls von ihnen gewünscht, müssen Lehrkräfte mit einem Unterrichtsfach die Möglichkeit zur Weiterqualifikation in einem zweiten Schulfach erhalten, auch nachträglich/berufsbegleitend – allerdings ohne den aktuellen Zwang.
- Im Ausland erworbene Lehramtsabschlüsse schneller und einfacher anerkennen
- Auch für Lehrkräfte mit im Ausland erworbenem Lehramtsabschluss muss der Berufszugang als Lehrkraft mit einem Unterrichtsfach ermöglicht werden.
- Für die Zeit einer ggf. notwendigen Nachqualifizierung nach bisherigem Modell, im Rahmen eines Q-Masters oder im berufsbegleitenden Lehramtsstudium, müssen ein Stipendienprogramm ge-schaffen und ggf. Ermäßigungsstunden gewährt werden.
- Bestehende Gebühren im Anerkennungsverfahren müssen abgeschafft werden, die Anerkennungsverfahren transparenter und schneller gestaltet werden.
- Es braucht mehr und bessere Informations- und Beratungsangebote zur Anerkennung im Ausland erworbener Lehramtsabschlüsse sowie kostenfreie berufsbezogene Sprachkurse in Verantwortung der Senatsbildungsverwaltung.
- Die Erleichterungen bei der Anerkennung von Berufserfahrung, die Anfang 2023 in Kraft getreten sind, begrüßt die DIE LINKE. Berlin, hält aber weitere Erleichterungen für nötig.
- Falls gewünscht, müssen auch diese Lehrkräfte Zugang zur (freiwilligen und berufsbegleitenden) Nachqualifizierung in einem zweiten Schulfach erhalten.
- Insbesondere für Abschlüsse, die dem Berliner Lehramt für ISS/Gymnasium oder berufliche Schulen entsprechen, soll durch den Senat geprüft werden, ob eine Anerkennung mit dem Sprachniveau C1 ermöglicht werden kann
- Quereinstiegsmöglichkeiten ausweiten und Qualifizierung verbessern
- Die Kapazitäten der bestehenden Q-Masterstudiengänge müssen bedarfsgerecht ausgebaut und neue geschaffen werden. Im beruflichen Lehramt muss dabei, aber auch bei der grundständigen Ausbildung verstärkt mit den HAWen kooperiert werden.
- Lehrkräfte ohne volle Lehrbefähigung (LovL, auch: Seiteneinsteiger*innen), die bisher vom Zugang zu Weiterqualifizierungen ausgeschlossen sind, muss der Weg in den Quereinstieg bzw. einen Q-Master mit entsprechenden Ermäßigungsstunden eröffnet und damit eine dauerhafte Perspektive für sie geschaffen werden – je nach Wunsch in einem oder zwei Fächern.
- Das bisherige StEPS muss in das neue Landesinstitut für Lehrkräftebildung integriert werden. Generell muss verstärkt die Qualität der Ausbildung im Quereinstieg in den Fokus genommen werden (Einstieg mit Hospitation, dann Unterricht unter Anleitung, erst danach schrittweise ansteigende reguläre Unterrichtsverpflichtung).
- Die Liste von sogenannten Mangelfächern, die die Voraussetzung für den Zugang zum Quereinstieg darstellt, muss auf den Prüfstand gestellt und erweitert (z.B. Anerkennung von Deutsch als Zweitsprache für das Schulfach Deutsch, Zugang zum Quereinstieg ins Lehramt Grundschule auch mit einem Abschluss in Erziehungswissenschaft und Nachstudium des Fachanteils, etc.) oder in ihrer jetzigen Form ganz abgeschafft werden. Der Zugang zum Quereinstieg muss auch denjenigen Bewerber*innen möglich sein, die bereits ein Fach der Berliner Schule studiert haben, das kein Mangelfach ist, aber im Rahmen des Quereinstiegs ein Mangelfach nachstudieren würden.
- Regulärer Vorbereitungsdienst
- Auch die Bedingungen im regulären Vorbereitungsdienst müssen verbessert werden (bessere Bezahlung, bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, bessere Betreuung an den Ausbildungs-schulen, Ausbau von Feedbackmöglichkeiten etc.).
- Angesichts des besonders dramatischen Mangels im Grundschulbereich schlägt die DIE LINKE. Berlin eine temporäre Öffnung des Referendariats für das Grundschullehramt für Absolvent*innen eines Masterstudiengangs für ISS/Gymnasium vor, ggf. in Form einer zeitlich befristeten Ausnahmeregelung beim 3. Fach.