Verantwortung für die gute Qualität der Kitas

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Katrin Möller

[Manuskript – es gilt das gesprochene Wort.]

 

Liebe Genossinnen und Genossen,

die frühe Förderung in der Kita und Kindertagespflege ist maßgeblich, damit Kinder für das Leben – für ihre sozial-emotionale, musisch-kreative und kognitive Entwicklung lernen. 96% aller Berliner Kinder von 3 bis 6 Jahren – also fast alle – nehmen eine Kita in Anspruch, fast die Hälfte aller unter 3järigen ebenfalls - mit steigender Tendenz, das ist gut so und wir wollen noch mehr Kindern die frühe Förderung bieten, das heißt aber auch, wir haben eine Verantwortung für die gute Qualität der Kitas! Dabei geht es um viel mehr als um die Vorbereitung auf eine Bildungs- und Karrierelaufbahn.

Wir als LINKE – das beschreibt auch unser Antrag – verstehen Bildung als die wichtigste Vorraussetzung für eine selbstbestimmte und gemeinwohlorientierte Persönlichkeitsentwicklung. Kita-Bildung muss den individuellen Talenten und Bedürfnissen Rechnung tragen – und allen Kindern – uneingeschränkt zugänglich sein. Dabei geht es uns einerseits um die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf aber in gleichem Maße um die Chancengleichheit für alle Kinder. Das heißt auch – auf lange Sicht – Gebührenfreiheit für alle.

Aber das ist aktuell – definitiv – nicht unser größtes Problem.

  • Das größte Problem ist der Fachkräftemangel. 11.000 Kitaplätze können derzeit nicht belegt werden, weil es keine ErzieherInnen gibt, die für diese Plätze Kinder betreuen könnten
  • wir haben gute fachliche Grundlagen, die mit dem Berliner Bildungsprogramm vor 11 Jahren – unter rot-rot – den Erzieherinnen und Erziehern als Handwerkszeug für ihre tägliche pädagogische Arbeit in die Hände gegeben wurden. Dieses Material wurde in 2014 in überarbeiteter Form wiederaufgelegt und auf die Tagespflege ausgeweitet.
  • Aber, wir müssen uns darum kümmern, dass die hohen qualitativen Ansprüche auch umgesetzt werden können! Das ist in Berlin ein Riesenproblem. Der Personalschlüssel ist für die Kitaqualität ausschlaggebend.
  • Was der Senat lange verschleiert hat und nun durch eine Studie wissenschaftlich belegt ist: Das Verhältnis von Erzieherin zur Kinderzahl, gerade bei den Jüngsten, den unter 3jährigen, ist in Berlin im Bundesvergleich mit eins zu 6 Kleinkindern extrem schlecht, richtig wäre ein Verhältnis von eins zu drei.
  • Die Attraktivität des Berufes ist in Berlin weit geringer als im sonstigen Bundesgebiet. Im Schnitt 300,00 € weniger im Portemonnaie, ist untragbar. Und das können wir auch nur für die kommunalen Einrichtungen feststellen, bei der großen Masse kleinerer, privater Träger, gibt es gar keinen Überblick über die Bezahlung.
  • Außerdem, die Stadt wächst, Geflüchtete kommen zu uns und wir brauchen bis 2020 mindestens 20.000 weitere Plätze, das heißt, wir müssen uns um die Schaffung der bedarfsgerechten Platzangebote kümmern! Und weil in den letzten Jahren bereits fast alle Möglichkeiten des An- und Umbaus von Kitas ausgeschöpft wurden, und besonders in den Innenstadtbereichen kaum noch Flächen für Bebauung vorhanden sind, muss endlich ein Neubauinvestitionsprogramm her und eine Lösung für die Beanspruchung von Flächen in der Stadt, für die Bebauung mit Kitas.
  • Auch das Wunsch- und Wahlrecht der Eltern kann derzeit zum Beispiel nicht umgesetzt werden, weil nicht genügend Kitaplätze in Wohn- oder Arbeitsortnähe zur Verfügung stehen
  • Und noch immer, müssen Eltern in Berlin mittels eines mühseligen Verfahrens, jährlich neu nachweisen, ob und wieviel Bedarf an Kindertagesbetreuung sie haben. Das grenzt gerade all jene aus, die gerade keine Arbeit oder Ausbildung haben, nervt all jene, die keine Zeit für bürokratische Abwicklungen haben und kostet die Verwaltung in den Jugendämtern kostbare Zeit, die dann für andere wichtige Aufgaben nicht da ist.

Wir unterstützen deshalb:

  • absolut die Forderungen des Berliner Kitabündnisses nach der Entbürokratisierung des Kitaausbaus, nach der Verbesserung des Leitungsschlüssels, zuallererst aber zum nach einer Verbesserung des Krippenpersonalschlüssels.
  • Im ersten Schritt wollen wir ab 2016 – ein Kind weniger pro Erzieherin bei den unter 2jährigen und ab 2017 - ein Kind weniger bei den 3 bis 6jährigen. Das ist machbar, das ist ausgerechnet und das haben wir auch so im Haushalt beantragt
  • Wir wollen den weiteren Abbau von Hürden zum Zugang zu Kita, zuallererst - die Abschaffung der Bedarfsprüfung!!! Das steht schon jetzt in der Koalitionsvereinbarung von SPD und CDU - aber nichts ist in den letzten vier Jahren passiert! Und unsere Initiativen in diese Richtung wurden trotzdem abgelehnt.
  • Wir wollen die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Bezahlung der pädagogischen Fachkräfte zur Erhöhung der Attraktivität des Berufes.
    Wir wollen den Erhalt und den Ausbau kommunaler Einrichtungen stärken. Das gilt auch für die Investitionen in die staatliche Ausbildung von pädagogischem Fachpersonal.

Diese und viele weitere Maßnahmen und Vorschläge zur Verbesserung der Kindertagesbetreuung, an deren Umsetzung wir bereits arbeiten und an der wir weiter arbeiten wollen, sind in unserem Antrag aufgeschrieben. Wir bitten um eure Unterstützung für diesen Antrag, als Rückendeckung für unsere Arbeit.

Vielen Dank.