Gedenktafel für Beate Fischer

Felix Lederle u.a.

Ersuchen

„Beate Fischer wurde am Abend des 23. Juli 1994 von drei Neonazis misshandelt, gefoltert und ermordet. Die Täter steigerten sich in einen frauenverachtenden Gewaltrausch. … Die Täter flüchteten, wurden aber nach und nach von der Polizei gefasst. Am 24. April 1995 wurden die vier Neonazis in mehreren Anklagepunkten verurteilt: drei von ihnen nach Jugendstrafrecht zu 9 und 10 Jahren Haft; der älteste der Täter zu einer lebenslangen Haftstrafe nach Erwachsenenstrafrecht. Alle vier Täter waren seit ihren frühen Jugendjahren Teil der gewaltorientierten rechtsextremen Szene gewesen. Ihre menschenverachtende Gesinnung brachten sie in den Vernehmungen zum Ausdruck. Das Gericht erkannte den Zusammenhang zwischen dem rechtsextremen Weltbild und der Misogynie der Täter. Im Urteil wurde hervorgehoben, dass die „Verachtung der Neonazis für Schwäche und Minderheiten“ ihr individuelles Gewissen lahmgelegt und sie somit zu der grausamen Tat befähigt habe. Die Skinheads hätten „nach ihrer Wolfsmoral Sex als die Bühne ihrer Macht benutzt“. Als Motiv machte das Gericht ein Zusammenspiel aus Machtausausübung und der Verachtung von Frauen, die nicht den Vorstellungen der Täter entsprachen, aus: „Sie wussten, dass es sich bei ihr um eine Prostituierte handelte. Nach den Vorstellungen der Angeklagten gehörte sie damit einer Gruppe von Menschen an, die sie als ‚minderwertig‘ ansahen.“ Obwohl das Gericht die Motivlage erkannte und thematisierte, wurde Beate Fischer erst nach der Überprüfung durch das ZfA in der unten genannten Studie 2018 offiziell als Todesopfer rechter Gewalt anerkannt. Der Mord an Beate Fischer fand zunächst keine große Beachtung in der Öffentlichkeit, insbesondere der rechtsextreme Hintergrund wurde kaum thematisiert. Das ist symptomatisch dafür, dass Misogynie häufig fälschlicherweise nicht als Teil rechtsextremer Ideologie verstanden wird. Inzwischen finden jährlich Veranstaltungen zum Gedenken an Beate Fischer statt. Engagierte erinnern an sie und sprechen dabei auch ihre Solidarität gegenüber all jenen aus, die von misogyner Gewalt betroffen sind. Nachtrag: Beate Fischer wurde nach einer ausführlichen Untersuchung durch Wissenschaftler*innen des Zentrums für Antisemitismusforschung (Anm.: s. Anlage) der Technischen Universität Berlin als Todesopfer rechter Gewalt nachgemeldet und staatlich anerkannt.“

Quelle: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/beate-fischer-staatlich-anerkannt/

Da das Landeskriminalamt Frau Beate Fischer als Todesopfer rechter und somit politisch motivierter Gewalt anerkannt hat, ist die rechtliche Voraussetzung für eine Gedenktafel des Bezirksamts gegeben. In anderen Bezirken wie z.B. in Tempelhof-Schöneberg für Frau Hatun Aynur Sürücü wurden in Fällen von Femiziden Gedenktafeln umgesetzt. In Deutschland nimmt die Gewalt gegen Frauen seit Jahren zu und in Reinickendorf ist Gewalt gegen Frauen im Bezirksvergleich besonders häufig. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, gerade auch in Reinickendorf ein anderes Bewusstsein zu schaffen und in dieser Hinsicht kann eine Gedenktafel des Bezirksamts ein Baustein sein. Am 23. Juli 2024 findet anlässlich des 30. Todestags von Beate Fischer verdienstvollerweise eine zivilgesellschaftliche Gedenkveranstaltung statt, die den Staat aber nicht aus der Verantwortung entlässt, dem Gedenken zum Zwecke der Mahnung mit einer Gedenktafel in der Nähe des Tatorts in der Zukunft einen festen Ort und einen offizielleren Charakter zu geben.

 

Weitere Informationen s. Anlage

 


Beschlussvorschlag:

Die Bezirksverordnetenversammlung wolle beschließen:

Das Bezirksamt wird ersucht, in Gedenken an den brutalen Femizid an Beate Fischer, die am 23. Juli 1994 ermordet und später von staatlichen Stellen als Todesopfer rechter Gewalt anerkannt wurde, eine Gedenktafel beim Ort des Geschehens bei der Emmentaler Str. 97 zu errichten.


Anlagen:

https://depositonce.tu-berlin.de/items/425df91b-9053-4c36-91ad-12424837038e

https://www.tagesspiegel.de/berlin/die-liste-der-todesopfer-rechter-gewalt-wird-langer-3949582.html

https://leute.tagesspiegel.de/reinickendorf/unter-nachbarn/2022/07/27/231217/

     

Verwandte Nachrichten

Verwandte Links