Bahngelände Pankow – Flächen für Bahnverkehr freihalten!

IG Nahverkehr

Das Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs Pankow liegt brach, alle Gleisanlagen wurden abgeräumt, die Stettiner Bahn führt ohne Anschlussweichen daran vorbei. Die Fläche wurde entwidmet und an einen Investor verkauft. Senat, Bezirk Pankow und der Investor haben sich geeinigt, wie das Gelände bebaut werden soll. Eisenbahn ist nicht vorgesehen. Das ist ein großer Mangel.

Grundsätzliches zum Ortsgüterverkehr

Das »Leitbild für eine stadtverträgliche Mobilität« der LINKEN vom Januar 2011 enthält unsere grundlegenden Vorstellungen zur Entwicklung des Ortsgüterverkehrs in Berlin:

Um die innerstädtischen Straßen vom Güterverkehr zu entlasten, werden die noch vorhandenen Eisenbahnflächen innerhalb der Stadt wieder als lokale Güterumschlagplätze in Betrieb genommen, und wo es möglich ist, Anschlussgleise betrieben, so dass dem Lkw-Verkehr im Wesentlichen nur die Feinverteilung der Waren obliegt. Die Belieferung der Empfänger wird so gebündelt, dass möglichst wenig Fahrten notwendig sind.

In Berlin gibt es nur noch wenige Flächen, auf denen der lokale Güterumschlag zwischen Schiene und Straße organisiert werden kann. Eine der wenigen, die auch gut zur Innenstadt liegt, ist das Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs Pankow. Davon wird nur eine Teilfläche für den Güterumschlag benötigt, so dass ein großer Teil der Fläche anderweitig genutzt werden kann. Benachbarte geeignete Flächen für den Güterumschlag sind Hohenschönhausen (Berlin-Nordost), Greifswalder Straße, Moabit, Reinickendorf und Schönholz, weiter entfernte zum Beispiel Wuhlheide, Schöneweide, Tempelhof und Grunewald. Innerhalb des Innenrings gibt es schon keine derartigen Flächen mehr. Daraus ergäbe sich das straßenseitige Einzugsgebiet eines Umschlagplatzes in Pankow.

Da versäumt wurde, in Pankow die vorhanden gewesenen Voraussetzungen für solchen zukunftsorientierten Ortsgüterverkehr zu sichern, darf solch ein Fehler an den anderen Standorten nicht wiederholt werden. Falls sich in Pankow doch noch die Chance ergeben sollte, muss versucht werden, auf die Freihaltung einer Teilfläche hinzuwirken.

Containerumschlag

Ein großer Teil des Güterverkehrs der Zukunft wird in Containern und Wechselaufbauten abgewickelt. Diese werden wegen der geringeren Umweltbelastung und wegen der Dieselknappheit im Hauptlauf mit der Eisenbahn gefahren, ohne Kran auf Lkw umgeladen, und zwar mit Umladevorrichtungen, die am Lkw angebracht sind, und örtlich auf der Straße verteilt.

Benötigt werden drei Gleise, je 800 m lang, und zwar außen zwei Ladegleise und in der Mitte ein Umfahrgleis, sowie ein Zuführungs- und Ausziehgleis mit entsprechenden Weichen. Außerdem werden zwei Ladestraßen mit je einer Ladespur und einer Überholspur und ein Abstellplatz für Straßenfahrzeuge gebraucht. Das ergibt eine Fläche von etwa 1000 m x 40 m parallel zur vorbeiführenden Eisenbahnstrecke.

Die Gleisgruppe muss von Norden her an die Strecke Blankenburg - Gesundbrunnen angeschlossen werden, damit die Güterzüge nicht durch die Stadt fahren müssen. Die Ladestraßen müssen beidseitig öffentlich erreichbar sein. Ein kurzer und problemloser Straßenanschluss kann zur verlängerten Prenzlauer Promenade / Bundesautobahn 114 nördlich der Gebäude von DB Netz führen, der zweite zum südlichen Teil der Granitzstraße. Ab dort würden die Lkw die gleichen Straßen nutzen wie bisher mit insgesamt kürzerem Fahrweg. Der kranlose Containerumschlag verursacht nicht mehr Lärm als die geplanten Gewerbe- und Einkaufseinrichtungen.

Derzeit ist ein solcher Umschlagplatz nicht geplant, aber die Notwendigkeit wird sich in den nächsten Jahren ergeben. Heute steht die Aufgabe, für den späteren Bau eine Teilfläche freizuhalten.

Anschlussgleis

Es sollte selbstverständlich sein, dass eine große Verkaufseinrichtung in unmittelbarer Eisenbahnnähe über ein Anschlussgleis zum Warenempfang verfügt. Bisher wurde versäumt, dies mit dem Investor und der Deutschen Bahn zu vereinbaren, um die innerstädtischen Straßen vom Lkw-Verkehr zu entlasten. Hier besteht Nachholbedarf.

Regionalbahnsteig

Außerdem muss Platz freigehalten werden, dass zu gegebener Zeit an den Ferngleisen ein Regionalbahnsteig errichtet werden kann. Pankow mit seinem hohen Quell- und Zielpotenzial und als Umsteigepunkt zu S-Bahn, U-Bahn, Straßenbahn und Bus ist nach dem sehr wichtigen Umsteigepunkt Karower Kreuz der zweitwichtigste Regionalbahnhalt zwischen Gesundbrunnen und Bernau. Er soll die Umsteigevorgänge der Fahrgäste in und aus Richtung Eberswalde, Schwedt, Stralsund und Szczecin verringern.

Für die Regionalbahn-Fahrgäste am günstigsten wäre ein Mittelbahnsteig neben dem S-Bahnsteig. Dazu müsste das stadtauswärts führende Ferngleis verschwenkt und eine neue eingleisige Eisenbahnüberführung über die Berliner Straße gebaut werden. Da beim Sanieren der Stettiner Bahn eine entsprechende Vorsorge versäumt wurde, wäre als baulich einfachere Lösung ein Seitenbahnsteig östlich am stadtauswärts führenden Gleis in Höhe des S-Bahnsteigs denkbar. Dann müsste dieses Gleis nördlich der Überführung Berliner Straße nach Osten verschwenkt und zwischen beiden Gleisen ein Seitenbahnsteig am stadteinwärts führenden Gleis, ein etwa 200 m langer Fußweg und ein kurzer Fußgängertunnel zum Bahnsteig errichtet werden. Die Fahrgäste hätten dann einen weiteren Weg, Umsteiger müssten die Berliner Straße überqueren.

Straßenbahn

Weiterhin ist Platz für eine Straßenbahnstrecke in oder neben der Granitzstraße zu berücksichtigen, die die Straßenbahn am S-Bahnhof Pankow mit den Straßenbahnen in Heinersdorf und Weißensee verbindet. Mit dieser Strecke soll die im Konzept »Straßenbahn in Berlin 2020« vorgesehene Strecke von Moabit (U-Bahnhof Turmstraße) über Wedding und Wollankstraße zur Breiten Straße in Pankow fortgesetzt und in Weißensee an die bestehende Osttangente angeschlossen werden. Im Abschnitt Pankow - Weißensee soll die Straßenbahn die Buslinie X54, die werktags im 10-Minuten-Takt verkehrt, ersetzen.