Zur U-Bahn-Verlängerung ab Rudow

IG Nahverkehr

Ausgangssituation

Die U-Bahn-Linie U7 (von Spandau – Charlottenburg – Schöneberg – Kreuzberg – Neukölln – Britz – Gropiusstadt) endet in der Ortsmitte von Rudow. Von dort fahren mehrere Buslinien in die weitläufigen Siedlungsgebiete von Rudow, in die benachbarten Berliner Ortsteile und zu Orten außerhalb der Stadtgrenze. Die Buslinie X7 verbindet den U-Bahnhof Rudow mit dem Flughafen Schönefeld ohne Zwischenhalt.

Nach der Entscheidung, Schönefeld zum einzigen Hauptstadtflughafen auszubauen, wurde als eine mögliche Verkehrsanbindung der Weiterbau der U7 zum Flughafen BER untersucht, aber wegen nicht ausreichenden Verkehrspotenzials und schnellerer Regionalbahn- und S-Bahn-Anbindungen verworfen. Auf dem Flughafengelände wurden keine Bauvorleistungen für einen eventuellen Endbahnhof mit Umsteigemöglichkeit zur Regional- und S-Bahn erbracht und keine Trasse zwischen Rudow und BER freigehalten.

Beim Erarbeiten des »Leitbildes Mobilität in Berlin« wurde die Verlängerung der U7 erneut diskutiert, weil sie für die südlich des S-Bahnringes Wohnenden (ca. 150.000) die günstigste Verbindung zum BER wäre und weil bekannt war, dass die LINKEN Neukölln dafür sind. Wir haben uns aber auf den Erhalt der vorhandenen U-Bahn-Strecken und zwei kleine Netzergänzungen zum Mexikoplatz und zum Frankfurter Tor verständigt. Vorrang hat für uns die Erweiterung des Straßenbahnnetzes.

Zum Landesparteitag am 30. Mai 2015 beantragte der Bezirksverband Neukölln, die Forderung nach Verlängerung der U7 bis zum Flughafen BER in den Mobilitätsbeschluss aufzunehmen. Der Vorschlag wurde nicht übernommen, sondern zur weiteren Diskussion zurückgestellt.
 

Verkehrsströme und heutige Verkehrsbedienung

Zweifellos gibt es einen gewissen, für uns derzeit nicht quantifizierbaren, lokalen Verkehrsstrom vom Einzugsgebiet der U7 zum Flughafen. Das sind sowohl Fluggäste mit Begleitern als auch Arbeitende, die jetzt in Rudow in den X7 umsteigen müssen. Auf dem Weg von der Endstation Rudow zum Flughafen entlang der Waltersdorfer Chaussee liegt westlich das Neubaugebiet Frauenviertel, das derzeit mit Umsteigen in die Buslinien 171 und 371 erreicht wird, und östlich abseits der Waltersdorfer Chaussee am Ostburger Weg ein weiteres Neubaugebiet, bedient von der Buslinie 372.

Am U-Bahnhof Rudow befinden sich vier Bushaltestellen zum Ein- und Aussteigen und zwei zum Aussteigen. Nur eine liegt direkt an der Haupttreppe zum U-Bahnsteig, die Fahrgäste müssen aber auf dem Radweg warten, so dass die Radfahrer behindert und die Wartenden gefährdet werden. Zu den übrigen verstreut angeordneten Bushaltestellen gelangt man nur über längere Wege mit sehr langen Rotphasen an den Ampeln. Die dringendste Aufgabe ist ein Umbau des Bahnhofsvorplatzes, so dass die Bushaltestellen zusammengefasst werden und mit kurzen direkten Wegen – ohne Behinderungen durch Autos und Radfahrer – von der U-Bahn erreicht werden.

Im Fall der U7-Verlängerung könnten zwei U-Bahn-Zwischenstationen am Ostburger Weg und am Frauenviertel errichtet werden. Als Flughafenzubringer vom Stadtzentrum wäre die U-Bahn, die das Stadtzentrum südwestlich umfährt, mit ihren zahlreichen Zwischenhalten jedoch weit weniger attraktiv als die Regionalbahnverbindungen von der Stadtbahn und von der Nord-Süd-Achse.

Mit der Buslinie 171 kann von Neukölln, Britz und der Gropiusstadt direkt zum Frauenviertel und zum Flughafen gefahren werden. Von den S-Bahnhöfen Hermannstrasse, Neukölln und Kölnische Heide ist der Flughafen mit der S-Bahn-Linie S45 erreichbar.

Außer diesen Radialverbindungen besteht ein starker tangentialer Verkehrsstrom Schöneweide – Johannisthal – Rudow – Gropiusstadt – Buckow – Marienfelde – Lichterfelde, der mit den Buslinien M11 und X11 abgedeckt wird.
 

Bewertung der Variante U-Bahn-Verlängerung

Der Wunsch vor allem der Einwohner südlich des S-Bahnringes nach Wegfall des Umsteigezwangs an der U-Bahn-Endstation Rudow ist verständlich. Eine U-Bahn ist jedoch teuer, langwierig zu bauen und wenig fahrgastfreundlich, selbst wenn sie außerhalb des Flughafengeländes auf dem Mittelstreifen der Waltersdorfer Chaussee oberirdisch errichtet würde. Im Flughafengebiet wären erhebliche bauliche Änderungen erforderlich, die den Fertigstellungstermin noch weiter verzögern und die Gesamtkosten nochmals erhöhen würden.

Andere Wohngebiete mit dichter Bebauung sind auch nicht fußläufig von der nächsten S-Bahn- oder U-Bahn-Station erreichbar, sondern nur mit Umstieg in Bus oder Straßenbahn, zum Beispiel Johannisthal Süd, Oberschöneweide, Altglienicke, Buckow, Stadtrandsiedlung Marienfelde.
 

Straßenbahn zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse

Eine andere Variante, die Verkehrsverhältnisse zu verbessern, stellt die Straßenbahn dar. Zum umweltschonenden Bewältigen des tangentialen Verkehrsstroms ist eine Straßenbahn entlang der heutigen Buslinien M11 / X11 von Schöneweide nach Steglitz erforderlich. Von der Ecke Neuköllner Straße / Zwickauer Damm wäre eine Abzweigung zum U-Bahnhof Rudow und weiter entlang der Waltersdorfer Chaussee, die breit genug ist und nur umgestaltet werden müsste, zum Flughafen denkbar. Mit einer Straßenbahnlinie vom U-Bahnhof Johannisthaler Chaussee könnte auch die Gropiusstadt kleinteilig mit Rudow Süd und dem Flughafen verbunden werden. Ein Teil der Fahrgäste brauchte dann nicht mehr umzusteigen.

Die Straßenbahn müsste in Rudow direkt auf kurzem Weg mit der U-Bahn verknüpft werden. Sie könnte bis zur Stadtgrenze 5 bis 6 Zwischenstationen – wie der Bus heute – bedienen. Sie hätte ebenerdige, geradlinige und einsehbare Zugänge, die auch zur gefühlten Sicherheit der Fahrgäste beitragen, und kürzere Fußwege zu den Zielpunkten. Straßenbahn-Haltestellen benötigen keine Rolltreppen oder Aufzüge und verursachen somit keine Folgekosten für Energie, Wartung und Reparaturen. Die Bauzeit der Straßenbahn kann deutlich kürzer sein als die der U-Bahn.
 

Schlussfolgerungen

Das Verlängern der U7 zum Flughafen wurde beim Flughafenbau nicht berücksichtigt und hat deshalb wenig Aussicht auf Realisierung, so wünschenswert es im Sinne der Neuköllner auch wäre. Beim Verlängern nur bis Rudow Süd um zwei Stationen wäre das Nutzen-Kosten-Verhältnis noch ungünstiger. Aktivitäten in dieser Richtung lenken ab von der umwelt- und verkehrspolitisch wichtigen Aufgabe des Straßenbahnausbaus und binden unnötig Personal und Planungskosten.

Deshalb sollte DIE LINKE die U7-Verlängerung nicht weiterverfolgen, keine Zeit für Diskussionen um den U-Bahn-Bau vergeuden, sondern sich vordringlich auf die Verbesserung der Umsteigeverhältnisse am Bahnhof Rudow konzentrieren und die Variante Straßenbahnbau diskutieren.